EnglishDrei Protagonisten tauchen in dieser Videoarbeit auf:
Hannah Arendt war eine jüdische deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin.
Benjamin Murmelstein war österreichischer Rabbiner, später gehörte er dem Judenrat in Wien an. Anschließend war er der letzte Judenälteste im Ghetto Theresienstadt. Er hatte 7 Jahren lang mit Adolf Eichmann einen direkten Kontakt. Er wurde sowohl von Arendt als auch Scholem (siehe unten) auf das Schärfste kritisiert und beschuldigt.
Gershom Scholem war ein jüdischer Religionshistoriker, der in Ivrith (Hebräisch), Deutsch und Englisch über 500 Werke publizierte. Er hatte ab 1933 einen Lehrstuhl zur Erforschung der jüdischen Mystik an der Hebräischen Universität Jerusalem inne und gilt als deren Wiederentdecker. Arendts Buch »Banalität des Bösen« wurde von Gershom Scholem in einer öffentlich ausgetragenen Kontroverse radikal verworfen. Der zuvor über mehr als zwei Jahrzehnte aufrechterhaltene Dialog in Briefen zwischen ihm und Arendt endet daraufhin in Schweigen.
Das Videomaterial wurde im Spätsommer 2015 aufgenommen. Es wurde in den Straßen um das Haus, in dem meine Mutter aufgewachsen ist, aufgenommen.
- 1961 beginnt der Prozess gegen den SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann.
- 1963 erscheint Hannah Arendts Buch »Eichmann in Jerusalem - Ein Bericht von der Banalität des Bösen«
23.06.1963 schreibt Gershom Scholem einen offenen Brief an Hannah Arendt. Arendt antwortet am 24.07.1963.
- 1963-1964 wird der Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Scholem zum Eichmann-Buch auf Deutsch (Neue Zürcher Zeitung 20.10.1963), Englisch (Encounter Januar 1964) und Hebräisch (Davar, 31.01. 1964) veröffentlicht. Die englischsprachige Veröffentlichung ist hierbei die bis heute mit Abstand am meisten Wahrgenommene.
- 28. Okt. 1964. Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus. Zur Person – Porträts in Fragen und Antworten. Erstausstrahlung: ARD.
Das Grundanliegen meines Videos ist zu zeigen, dass diese drei Protagonisten, die sich unerbittlich mit einander zerstritten haben, aus einer gemeinsamen Kultur stammen und aus den gleichen Wurzeln wuchsen. Ihr Streit, der bis heute immer noch weitergeführt wird, reflektiert eine Epoche, eine Kultur, die ausgelöscht ist. Eine Epoche, eine Kultur, deren Flüchtlinge Hannah Arendt, Gershom Scholem und Benjamin Murmelstein waren. Sie haben diese Kultur im "Exil" weiter vertreten.